Mit betrieblichen Innovationen Bodenfruchtbarkeit und Nachhaltigkeit auf vieharmen und viehlosen Öko-Betrieben steigern

Ausgangslage und Zielsetzung
Im Gegensatz zum Gemischtbetrieb stehen viehlos und vieharm wirtschaftende Betriebe aufgrundder fehlenden Wirtschaftsdünger vor besonderen Herausforderungen, was den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit betrifft.

Genau hier setzt das EIP-Projekt BRAVÖ an: Ziel des Projektes ist die Untersuchung und Bewertung verschiedener Innovationen zum Erhalt und der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, die bereits auf viehlosen oder vieharmen Ökobetrieben eingesetzt werden.

Projektdurchführung
Im Projekt BRAVÖ wurden neun Praxisinnovationen auf ihre Übertragbarkeit und Nachhaltigkeit hin untersucht. Die Universität Hohenheim beleuchtete die innovativen Maßnahmen der Ökobetriebe aus betriebswirtschaftlicher Sicht und führte einen Exaktversuch mit Kleegras-basierten Düngemitteln durch. Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen untersuchte die innovativen Maßnahmen im Hinblick auf ihre ökologische Nachhaltigkeit. Zu diesem Zweck wurden Hoftor-, Boden- und Humusbilanzen der Betriebe erstellt. Außerdem wurden für fünf Innovationen Ökobilanzen erstellt. Betrachtet wurden u.a. Leguminosendichtsaat (als Alternative zu Hornmehl), Kleegrastransfer (als Alternative zu einer Futter-Mist-Kooperation), und eigener bzw. Zukauf von Kompost (als Alternative zu Rindermistzukauf). Während der mehrjährigen Projektlaufzeit fanden Workshops, Feldtage und Tagungen statt, auf denen die Betriebe ihre Innovationen vorgestellt und diskutiert haben. Dabei entstand ein reger Austausch zwischen Praxis, Wissenschaft, Politik und Beratung.

Ergebnisse und Empfehlungen für die Praxis

Energie- und Treibhausgasbilanzen

Die Energie- und Treibhausgasbilanzen der Innovationen Kleegrastransfer und Kompost sind in etwa so hoch wie die der Wirtschaftsdüngeranwendung, hier kommt es auf den Einzelfall an welches Verfahren besser ist. Generell gilt: Je weiter die Transportentfernungen für den Wirtschaftsdünger sind, desto eher lohnt sich die Innovation auch in Bezug auf Energie- und Treibhausgase. Die Energie- und Treibhausgasbilanzen der Leguminosendichtsaat fallen deutlich schlechter aus als die der Referenzverfahren.
Vorteilhaft sind die viehlosen Innovationen fast durchgängig in Bezug auf die niedrigeren Ammoniakemissionen im Vergleich zu den Wirtschaftsdüngern.
Die Hoftor- und Bodenbilanzen für Stickstoff sind auf den meisten Projektbetrieben einigermaßen ausgeglichen.

Die Humusbilanzen (nach VDLUFA) sind überwiegend stark positiv, es ist kein Rückgang der organischen Bodensubstanz zu erwarten.
Nur Betriebe mit Kompostzukauf wiesen positive Hoftorbilanzen für P und K auf. Insbesondere durch den Verkauf von Ackerfutterleguminosen- und Grünlandaufwuchs gehen Betrieben erhebliche, oft unterschätzte Nährstofffrachten verloren. Kleegrastransfer bietet gerade in vieharmen Regionen eine vielversprechende Möglichkeit, Nährstoffe im Betrieb zu halten. Dennoch sollte in Zukunft auf die Schließung regionaler Stoffkreisläufe ein besonderes Augenmerk gelegt werden, um eine langfriste Nährstoffverarmung durch den Verkauf der Erntegüter zu vermeiden.

Ökonomische Nachhaltigkeit

Die Maßnahmen Kleegrastransfer und Kompost erwiesen sich absolut gesehen als ökonomisch rentabel, d.h. die Leistungen übersteigen die Kosten; nur bei der Maßnahme Leguminosendichtsaat ist dies nicht der Fall, wobei eine Optimierung des Verfahrens die Rentabilität stark steigern kann. Im Vergleich zu den Referenzverfahren erwiesen sich die innovativen Maßnahmen allerdings als weniger rentabel als die meisten tierischen Düngemittel.

Die meisten Betriebsleiter nehmen dies gerne in Kauf, für sie ist es eine Investition in die Förderung der Bodenfruchtbarkeit. Diese Leistungen können monetär nur unzureichend in die Bewertung eingehen.

Exaktversuch

In einem Exaktversuch an der Universität Hohenheim wurde in den Jahren 2018 und 2019 die N-Düngewirkung unterschiedlicher Kleegrasbasierter Düngemittel: Kleegraspellets, Kleegrassilage, Biogasgärreste, die zum Teil aus Kleegras gewonnen wurden sowie frisch geschnittenes Kleegras („Cut & Carry“), auf die Zielkultur (Kartoffeln) ebenso wie auf die Nachfrucht (Sommerweizen) untersucht.  Als Kontrollen dienten kompostierter Rindermist, Horn-gries sowie eine ungedüngte Variante.

Die untersuchten Kleegras-basierten Düngemittel sind eine geeignete Alternative zur N-Versorgung für vieharme und viehlose Betriebe, da sie ähnlich ertragswirksam sind wie Mistkomposte, aber durch geringere Verluste während der Aufbereitung eine etwas höhere N-Effizienz haben und zugleich durch die Abfuhr der Biomasse auf dem Geberfeld die N-Fixierung erhöht wird. Allerdings ist zu beachten, dass die Anwendung von Cut & Carry zeitlich begrenzt ist, da das Material im Ackerbau nicht oder nur sehr eingeschränkt in den Pflanzenbestand des Nehmerfeldes ausgebracht werden kann. Das Silieren oder Vergären des Kleegrases eröffnet hier mehr Möglichkeiten, ist jedoch mit einem größeren Arbeitsaufwand verbunden.